Solidarität mit Rokia Traore

Für Rokia Traoré

von Ana Graça Correia Wittkowski 

Dieser Text ist für PAWLO – Panafrican Women in Deutschland entstanden (Portugiesisch unten)

Wenn sich Rassismus und Patriarchat zusammentun, werden Schwarze Frauen eingesperrt.

Rokia Traoré, geboren in Mali, ist eine dieser Persönlichkeiten, die auf dem Weg durch die Welt einen Streifen von Licht hinterlassen. Für mich als schwarze Frau aus Brasilien, die an die panafrikanische Bewegung glaubt, ist sie eines der Vorbilder, denen wir folgen sollten.

Für diejenigen, die dieses starke und sensible Wesen, diese Gestalt mit langen Gesichtszügen und dem Ausdruck einer Königin, noch nicht kennen, möchte ich sie kurz vorstelle.

Warum ich mir nicht den Mund verbieten lasse:

Nach einem weiteren Arbeitstag, an dem ich mit einer weiteren dieser Geschichte nachhause komme, von denen ich in meinen 26 Jahren in Deutschland schon so viele gesammelt habe, mit noch einer Geschichte, die sich mitten im 21. Jahrhundert abspielt, in der ein Mensch afrikanischer Abstammung hier in Deutschland eine Aggression erlebt, noch eine von so vielen in einem Land, das Demokratie besonders groß schreiben möchte, ein Land, das sich als Land der Dichter und Denker feiert.

Leider ist es, wie gesagt, weder die erste noch die letzte dieser Geschichten. Diskriminierung ist auch eine Lebensphilosophie. Es ist eine Zeit, in der in Europa und der ganzen Welt Rassentheorien und Boshaftigkeit wieder Aufwind erleben. Angst wird gesät unter denen, die die Geschichte nicht kennen und nichts weiter sind als passive Konsumenten, Nutznießer von Privilegien, die durch das Leid Anderer errungen wurden. Wie schön wäre es, das Wort UBUNTU auf Plakaten und an Bushaltestellen lesen zu können, auf allen öffentlichen Plätzen, dort, wo man die Massen erreicht.

Der Anlass für diesen Text ist es allerdings, über Menschenrechte und die der Frauen nachzudenken. Eine Reflexion über Demokratie und Kolonialismus, darüber, Bürger dieser Welt und Schwarze Frau zu sein. Dieser Text ist kein wissenschaftlicher Artikel und auch kein Manifest. Er ist eine Reflexion über Fakten, die gestreut werden, Fakten, die in den Medien verdreht werden, damit wir weiterhin blind und taub sind und nicht darüber nachdenken, wir man das System reformieren könnte.

Als ich meinen Computer anschaltete, war ich auf der Suche nach Nachrichten aus den panafrikanischen Ländern, die im Mainstream der Medien in der Regel ignoriert werden. Dann las ich, dass Rokia Traoré in Paris festgenommen wurde. Widerstandsbewegungen, die sich für Menschen einsetzen, bitten um Unterstützung, dass wir eine Petition unterzeichnen, damit sie freigelassen wird. Sie bitten darum, diese Nachricht zu teilen, es ist etwas, das wir für unmöglich halten. Wir, die Intellektuellen, die sich mit Fragen der Diaspora und der Maafa beschäftigen, verbreiten die Nachricht so weit wie möglich und bitten überall um Hilfe – dank des Internets, ohne das wir nicht die Möglichkeit hätten, gegen den fortwährenden Kolonialismus der patriarchalischen und kapitalistischen Systeme anzukämpfen.

Anfangs dachte ich, es könne in diesen Zeiten von Misstrauen und Provokationen im Internet nur ein „Fake“ sein.

Eine international gefeierte Sängerin, bekannt für ihren Einsatz in der humanitären Hilfe, könnte niemals in einem normalen Gefängnis in Paris festsitzen. Ein Gefängnis in einem Land, das sich bis heute für eine Revolution feiert, die angeblich Gleichheit und Freiheit zwischen den Völkern schuf. Zumindest wurde es und so in den Lehrbüchern der demokratischen, nicht kolonialisierten Länder beigebracht.

Das zweite Gefühl, das aufkam, war Angst, ich fragte mich, ob dies wohl eine Repression aufgrund der mutigen Statements von Rokia Traoré auf ihren Shows in ganz Europa passiert sei, wo sie  auf der Bühne ihre Macht genutzt hat.

Als internationale Künstlerin war sie schon auf vielen Bühnen Europas, im Gepäck ihr Lebenswerk und brachte den Menschen ihr Wissen über Respekt, Spiritualität, afrikanische Philosophien, über das Mensch-Sein und darüber, Menschen wahrzunehmen. Über Respekt und Migration, über das Recht jedes Menschen zu kommen und zu gehen.

Sie ist in Kolokani in Mali geboren, aber eine Weltbürgerin, hat in vielen Ländern gelebt, weiß sich in den europäischen Sprachen auszudrücken, aber auch auf Bambara. Mit ihrer Lebenserfahrung aus Ländern wie Algerien, Saudi-Arabien und Frankreich steht ihre akademische Ausbildung in nichts der sogenannten eurozentrischen Intellektualität nach, sie erfüllt nicht nur alle Bedingungen, die von den deterministischen Systemen dieser Welt gestellt werden, sondern übertrifft diese.

Das absurde an der ganzen Geschichte ist, dass Rokia Traoré mit einem Diplomatenpass reiste. Sie war mit Zwischenstopp in Paris auf dem Weg nach Belgien, wo sie einen Gerichtstermin im Prozess um das Sorgerecht für ihre Tochter wahrnehmen wollte. Indem sie zu diesem Termin der europäischen Justiz angereist ist, hat sie ihre Pflicht als Bürgerin wahrgenommen und eine Entscheidung des belgischen Gerichts respektiert, das wiederum eine Entscheidung des Gerichts in Mali nicht respektierte. Eine Entscheidung, bei der das Gericht des afrikanischen Landes, in dem sie selbstbestimmt lebt, ihr, der Mutter Rokia Traoré, das Sorgerecht zugesprochen hat. Als Mutter kam sie ihrer Pflicht nach, ihre Tochter zu beschützen. Diese Tochter hat allerdings einen europäischen Vater.

Dieser Prozess, den eine in Afrika geborene Frau gerade durchmachen musste, ist ein gutes Beispiel für die Ungerechtigkeit, die Menschen afrikanischer Abstammung seit Jahrzehnten in Europa erdulden mussten. Die internationale Kommission, die die Einhaltung der Ziele der Internationalen Dekade für Menschen afrikanischer Abstammung überwachen soll, ist durch verschiedene Länder Europas gereist und hat die Lage dokumentiert. Leider wurde auch dokumentiert, wie blind die europäische Justiz ist, wenn es darum geht, die allgemeinen Menschenrecht auf Bürger afrikanischer Abstammung anzuwenden. Was ein Einzelfall zu sein scheint ist ein typisches Beispiel für strukturellen Rassismus: Wenn es Unstimmigkeiten oder Konflikte innerhalb von Familien gibt, in denen nur ein Elternteil afrikanischer Abstammung ist, gewinnt in den meisten Fällen der europäische Elternteil. So verlieren Mütter afrikanischer Abstammung schnell ihre allgemeinen Rechte, weil das „Recht“ nur das durch das europäische Patriarchat aufgestellte Recht beinhaltet. 
Wie viele Mütter, wie viele Tränen wurden auf dieser Erde vergossen, wie viele Schreie wurden erstickt, aus Angst, um das Wissen, dass keine Hilfe kommen wird.

Unsere Schwester Rokia Traoré ist berühmt. Nichtsdestotrotz wurde sie in ein Gefängnis, in dem COVID-19 um sich greift, gesteckt. Als internationaler Künstlerin gelang es ihr, online zu mobilisieren, damit die Menschen von dieser Ungerechtigkeit erfahren. Sie ging in Hungerstreik. Nach zwei Wochen wurde sie freigelassen, darf Paris aber immer noch nicht verlassen. Sie darf als immer noch nicht zurück zu ihrer Tochter.

Unsere Schwestern, die nicht im Rampenlicht stehen leiden, sind depressiv wegen der Demütigungen, denen sie ausgesetzt sind, unsere Schwestern in der Diaspora ohne akademischen Bildungsgrad sind diejenigen, die die Böden der Restaurants schrubben und sich um die Bedürftigen in Krankenhäusern und Heimen kümmern, diejenigen, die alleine ganze Familien durchbringen. Diesen Frauen wird mit keiner Petition geholfen. Von ihnen erfahren wir nichts, weil wir lernen, dass wir in einer Demokratie leben und gleiches Recht für alle gilt. Für diese Schwestern machen wir den Mund auf. Seien wir vereint, lasst unsere Stimmen vereint klingen. Diejenigen, die alleingelassen werden, verdienen unsere Unterstützung.

Rokia Traoré: Nun bleibt nur noch herauszufinden, wer für diese Demütigung verantwortlich ist, wer den Preis für diese Aggression zahlen wird. Hat das politische Engagement, afrikanische Artefakte aus Europa zurück nach Afrika zu holen vielleicht eine Rolle bei diesem Versuch gespielt, sie zum Schweigen zu bringen? Die Dekolonisierung zum Schweigen zu bringen?

Ich hatte das Glück, Rokia Traorés Arbeit mehrmals anzusehen. Jeder ihrer Aufführungen wohnt artistische Authentizität inne. Ihre Kunst ist ihre Sprache, ihre Worte und ihre Gedanke, ihre Ausdrucksweise und ihr Protest. Diese Frau mit dunkler Hautfarbe weiß von dem Wert und der Macht ihrer Kunst.

Seit über 20 Jahren engagiert sie sich für die Menschenrechte, in Afrika, in Europa und im Rest der Welt. Für das Recht, dass Menschen wie Menschen mit Rechten behandelt werden, in Afrika, in Europa und im Rest der Welt. Heute, wo „Social Distancing“ ein Zeichen des Respekts und unserer Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen ist, in diesen Zeiten, in denen Abstand ein Zeichen der Empathie ist, frage ich mich, wo die Rechte jener Geflüchteten sind, derjenigen, die an die Demokratie geglaubt haben und deshalb auf europäischem Boden Schutz gesucht haben. Wo sind die Rechte derjenigen, die an die Menschenrechte glaube und nicht als Menschen respektiert werden, eingesperrt, an dicht gedrängt an Orten ohne Infrastruktur, die ihrem Schicksal überlassen werden, die sich auf die Suche nach ihrem Recht und Frieden gemacht hatten.

In dieser Zeit sehe ich die Performance von Rokia Traoré in ihrem Lied „Sé Dan“ vom Album NÉ SO:

 “One world/ One destiny/ One aim/ One thing to never forget: respect.” 

https://www.youtube.com/watch?v=w5zFFL4IsW4   (In.: am 29.03.2020)

Ich bin, weil wir sind. Ich werde nicht schweigen.

Mainz, 29.03.2020, zuhause. Ich habe das Privilig, Sein zu können, bedanke mcih bei meinen Ahnen und bitte um Hilfe für diejenigen, die sie brauchen und verdienen.

Ana Graça Correia Wittkowski – das bin ich, Tochter der Stadt Salvador, Schwester, Pädagogin, Mutter, Ethnologin, afrodiasporische Migrantin, und, nach 2 6Jahren, Deutsche. Meine Welt ist relativ. Respekt ist essenziell.

PAWLO- Rheinland-Pfalz , Ana Graça Correia Wittkowski

PAWLO-Germany e.V. tem por objetivo:

  • a consciência  social sobre o papel do Panafricanismo, principalmente das mulheres no processo de empoderamento e  libertação.
  • Coordenação de atividades que fortaleçam os objetivos propostos em Beijing durante a Conferencia Internacional de Mulheres em 1995
  • Cooperação de trabalho com ONGs  que tenham os mesmos objetivos na Africa assim como nas diásporas africanas, locais, regionais e internacionais
  • em cooperação intensa com outras organizações de mulheres, coletar dados e informações sobre mulheres da África e da diáspora, fazendo avaliação desses dados.
  • Apoiar ONGs de mulheres para que possam iniciar a  elaboração e avaliação de projetos, estudos e programas.

Entre 3 e 8 de abril de 1994 aconteceu o 7° Congresso Panafricano em Kampala-Uganda. Antes disso 300 mulheres africanas e da diáspora haviam decidido fundar uma PAWLO;-Pan African Women’s Liberation Organisation ; Organização de Mulheres Panafricanas para a Libertação.

O objetivo naquela época  assim como hoje e no futuro é reforçar a participação e presença de mulheres afrodescendentes no movimento Panafricano aumentando a dimensão do  tema Gender no Congresso Panafricano.

PAWLO-Germany foi fundada no mesmo ano na cidade de Karlsruhe. Hoje a ONG reconhecida como de utilidade publica tem sua sede em Potsdam com cerca de 40 associadas  nos Estados de Baden-Würtemberg, Nordrhein-Westphalen e Berlin/Brandenburg e Rheinlan-Pfalz.

PAWLO promove a união entre todas as mulheres afrodescendentes.

„Nós precisamos agarrar essa possibilidade e nos organizar. Não devemos nunca perder de vista as mudanças e evoluções nos  comportamentos da ordem mundial. Mulheres afrodescendentes têm uma história em comum. Por isso precisamos de um quadro conceitual em comum para que possamos compreender melhor as realidades e transforma-las.

Por isto acreditamos que é necessário, uma plataforma coletiva para redefinirmos nossas semelhanças e diversidades.

Aqui não se trata de saudosismo, de culto ao passado. O objetivo é fortaleçermo-nos e empoderarmo-nos através de nossas memorias ancestrais, que elas sejam as fontes de nossos empoderamentos e criatividades para fortificação na realização/construção do futuro“

Fatima Mahmoud, Presidente da PAWLO Internacional

PAWLO-Germany significa:

  • Uma aprendizagem emocionante sobre o Movimento Panafricano, especialmente sobre os processos de libertação de mulheres na África e nas diásporas
  • Crianças que aprenderão sobre Quilombolas e Yaa Asantena por exemplo
  • Equidade, justiça para Marieme Sarr e suas duas crianças, sua familia e para todas as vítimas de violencia policial, especialmente como no caso do refugiado Oury Jalloh, Kalimu, Dominique Kouamadio e muitos outros.
  • Aprender sobre as ervas medicinais que nossas avós na Nigéria, Uganda, Camarões ou no Brasil utilizavam com sucesso na cura de doenças
  • Aprender línguas africanas e  fazer programas de rádio que seja útil para as comunidades
  • As crianças de pais afrodescendentes e famílias das diásporas africanas são regularmente separadas dos pais por causa de decisões questionáveis  de juizados  ou de outros orgãos de cunho administrativos do Estado. Nós exigimos que a Convenção Internacional dos Direitos da Criança seja respeitada, o direito à asilo e a implementação do programa de  ações de reparação decididas na Confereência contra Racismo em Durban.

http://www.rokiatraore.net/en/

Fussballteam

Jeden Samstag von 11 bis 13 Uhr in Potsdam beschäftigt sich eine Väter-Gruppe mit Fragen zur Bildung und Emporwement. Weitere Informationen beim Projektteam (per Telefon, per Mail oder über das Kontaktformular)

Potsdam

We, the People of African Descent (PAD) who gathered for the PAD-Week on the 28-30 November 2019 in Berlin,

Recalling the resilience, commitment and sacrifice of all our ancestors, – those who have remained
unknown and those whose names have been remembered by History,
Recalling also the memory of all the people of African Descent who lost their life, hope and dignity
and were deprived of their physical and mental integrity on their way to Europe,
Recalling further the historic movement of mobilization of skills and competences and solidarity
that made the Durban Declaration and Programme of Action (DDPA) possible,
Express our deepest thanks to all organisations that have participated in the making of the PADWeek, and previous events, i.a. the World Conference against racism, racial discrimination,
xenophobia and related intolerance (WCAR, Durban, Republic of South Africa, 2001) the UN
Review conference, the UN Year for the People of African Descent (PAD) and follow-up up leading
to the UN Decade for People of African Descent (UN Resolutions 68/237),
Emphasizing the necessity for the UN member States, including the Federal Republic of Germany,
to fulfil their obligations and fully implement The Durban Declaration and Programme of Action
(DDPA) and the UN Decade for People of African Descent (UN Resolution 69/16),
Alarmed by the fact that the UN Members States, including the Federal Republic of Germany have
to their overall majority failed to implement the Durban Declaration and Programme of Action
(DDPA) with the exception of few limited areas,
Underling the necessity to clarify the chains of events and responsibilities leading to the death of
every member of the community of People of African Descent who was murdered or loss their
lives under unclear circumstances, especially in the hands of law enforcement authorities, and to
eliminate all forms of institutional racism i.a. in the education, political, health, economic, Justice
and administration systems and the media,
Call upon all States and nations and organisations, the federal and the 16 German Federal States
as well as the local authorities to take effective measures so as to ensure the fully and thoroughly
implementation of the Durban Declaration and Programme of Action (DDPA),
Urges them to act in every area of political, economic and cultural life in such a way as to ensure
full implementation of DDPA and allocate funds to that aim to initiatives and organisations of
People of African Descent with due respect to gender equality and justice, inclusion,
intersectionality,
Call upon the United Nations Organisation and its Member States to uphold the level of
commitment, and speed up the full implementation of the Decade for People of African Descent,
including the Durban Declaration and Programme of Action (DDPA),
Taking note with appreciation of the increased use by the United Nations of a specific term –
Afriphobia/Afrophobia – to name the specific, multiform racism against People of African Descent,
Calls upon the United Nations Organisation to set up a Permanent Forum for People of African
Descent,
And finally requests that the United Nations Organisation shall solemnly commemorate the 20th
anniversary of the Durban Declaration and Programme of Action (DDPA) at the High Level
Meeting of the General Assembly in September 2021.

Contact:

Tel: 0176 25 74 26 54

Email: info@pawlo.org

Austausch: Landtag Brandenburg

Austausch von Mentees und Mentor*innen,, die nicht wählen können bzw. nicht vor hatten zu wählen mit einer Landtagsabgeordneten.