HAPPY PANAFRICAN WOMEN’S DAY 2022 (31 July) – ALLES GUTE ZUM PANAFRIKANISCHEN FRAUENTAG (31. JULI) – BONNE JOURNÉE PANAFRICAINE DE LA FEMME (31 JUILLET)
Dr. Pierrette Herzberger-Fofana, MdEP Internationaler Tag derafrikanischen Frau Potsdam 31.7.2022
Grußwort
Sehr geehrte Damen und Herren, Liebe Schwester,
Es ist mir eine Freude, mich an diesem denkwürdigen Tag, der uns und Ihnen gewidmet ist, an Sie zuwenden. Ich bedauere sehr nicht bei Ihnen in Präsenz zu sein deshalb schicke ich Ihnen diese Botschaft.
Die internationale Gemeinschaft feiert nämlich jedes Jahr am 31. Juli den “Internationalen Tag der afrikanischen Frau”. Auf der ersten Afrikanischen Frauenkonferenz 1962 trafen sich die afrikanischen Pionierinnen der Befreiungsbewegungen in Dar-Es Salam (Tansania) und beschlossen, eine panafrikanische Organisation zu gründen, um ihre gemeinsamen Anstrengungen zu bündeln. Die Initiatorin dieser Afrikanischen Frauenkonferenz war Aoua Keita, eine führende Figur der Frauenemanzipationsbewegung in Westafrika.
Am 31. Juli 1974 wurde auf dem ersten Frauenkongress in Dakar (Senegal) die “Pan- African Organisation” (PAWO) gegründet. An diesem Tag wurde sie von der Afrikanischen Union und den Vereinten Nationen offiziell anerkannt.
Durch die Verabschiedung von Gesetzen und Richtlinien auf panafrikanischer Ebene wie der Afrikanischen Menschenrechtscharta oder dem Maputo-Protokoll wurden zahlreiche Errungenschaften erreicht. Seitdemkämpfen afrikanische Frauen weiterhin
für eine gleichberechtigte Teilhabe an der politischen Macht und für einen besseren Zugang zu wirtschaftlichen Möglichkeiten.
In den letzten Jahrzehnten haben Frauen einen weiten Weg zurückgelegt und nehmen heute eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung und dem Wirtschaftswachstum ihrer Länder ein und besetzen politische Spitzenpositionen. Dank ihrer Mobilisierung haben sie große Fortschritte erzielt. Der heutige Tag ist kein Zufall, denn einige afrikanische Symbolfiguren haben sich in ihrem Kampf für die Unabhängigkeit ihrer Nationen besonders hervorgetan. Die meisten von ihnen spielten eine Vorreiterrolle im Kampf um die Emanzipation der afrikanischen Frau.
Ich lade Sie ein, den Werdegang dieser inspirierenden Frauen, die die schönsten Seiten der Geschichte geschrieben haben, zu entdecken.
A. Frauen, die in der Geschichte Afrikas eine bahnbrechende Rolle gespielt haben.
- Aoua Keita (1912-1980), die aus Mali stammt und sich in politischen Parteien für die Souveränität ihresLandes einsetzte. Sie wurde die erste weibliche Abgeordnete in der kurzlebigen Föderation Senegal-Mali und später ihres Landes bis 1980. Als Hebamme setzte sich Aoua Keita besonders für einen Mentalitätswandel ein, indem sie mit Müttern Grundsätze zur Abschaffung veralteter Bräuche wie Genitalverstümmelung, kalteDuschen und Zwangsheirat sowie Polygamie erarbeitete.
- Nana Yaa Asantewa (1840-1921 Ghana) Hüterin des goldenen Hockers der Aschanti und Queen Mother,sie bewies Mut und Kühnheit in ihrem Kampf gegen den englischen Kolonialismus. Sie forderte die Männer ihres Volkes, die Aschanti, mit folgenden Worten auf, für ihre Freiheit zu kämpfen:
“Wenn ihr, die Männer der Ashanti, nicht vorwärts geht, dann werden wir es tun. Wir, die Frauen, werden es tun. Ich werde an meine weiblichen Mitstreiterinnen appellieren. Wir werden gegen die weißen Männer kämpfen. Wirwerden kämpfen, bis die letzte von uns auf dem Schlachtfeld fällt“.
Sie wird von den Briten auf die Seychellen deportiert, wo sie 1921 stirbt. In Kwaso in Ghana, einem Bezirk ihrer Heimatstadt, der auch ihr Kriegshauptquartier war, ist übrigens ein Museum nach ihr benannt. In West London identifiziert sich ein Kunst- und Kulturzentrum ebenfalls mit ihrem Namen.
- Anna “Kakurukaze” Mungunda (1932-1959 Namibia) Sie kämpfte gegen das Apartheidregime, das vonden südafrikanischen Behörden eingeführt wurde. Nach dem Massaker an ihrem einzigen Sohn übergießt sie das Auto der südafrikanischen Behörde mit Benzin. Die Repressionen sind schrecklich und sie wird getötet. Sie war die einzige Frau unter den Opfern des Aufstands in der alten Ortschaft in Windhoek am 10.Dezember 1959, einem vom südafrikanischen Apartheidregime eingerichteten Reservat für die schwarze Bevölkerung. Seit der Unabhängigkeit Namibias am 21. März 1990 wird Mungunda als eine der Heldinnender namibischen Nation angesehen. Seit 2021 ist in Berlin eine Straße nach ihr umbenannt.
- Aline Sitoe Diatta (1920-1944 Senegal) auch bekannt als “Königin von Kabrousse” ist eine Heldin des senegalesischen Widerstands und kämpft gegen die französische Kolonialisierung. Sie rief die Bevölkerungihrer Heimatregion, der Casamance zum
zivilen Ungehorsam und zur Verweigerung, die von den französischen Kolonialherren auferlegten Steuern zu zahlen. Sie wurde nach Timbuktu in Mali deportiert, wo sie 1944 starb.
B Afrikanische Frauen, die den Friedensnobelpreis erhalten haben
- Prof.Dr.Wangari Maathai (1940-2011.Kenia) Sie war die erste Frau des Kontinents, die 2004 den Friedensnobelpreis erhielt für „ihren Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung, Demokratie und Frieden” aufgrund ihres Engagements gegen die Abholzung der Wälder in Kenia. Sie war eine Menschenrechtsaktivistin und Umweltaktivistin. Prof. Maathai gründete die „Green Belt Movement“ und sorgte dafür, dass riesige Waldflächen wiederaufgeforstet wird . Sie ermutigte die Frauen zu engagieren und sagte.
„Afrikanische Frauen im Allgemeinen sollten sich nicht dafür schämen, wie sie sind. Sie müssen ihre Art zu sein als eine Kraft, die sie von Angst und das Schweigen befreit. „W.M.
Die Wangari-Maathai-Internationale-Schule (WMIS) ist die 2. Staatliche Internationale Schule in Berlin mit Unterricht auf Deutsch und Englisch.
- Dr.Ellen Sirleaf Johnson (Liberia) Sie erhielt 2011 den Friedensnobelpreis sechs Jahre, nachdem sie als erste Frau zur Präsidentin eines afrikanischen Landes gewählt worden war. Als Spezialistin für Entwicklungsökonomie hatte sie zuvor das Amt der Finanzministerin Liberias inne. Sie beendete die kreierischen Konflikte in Liberia, die seit Jahren stattfanden. Ihr Engagement wurde mit dem Friedennobelpreis gewürdigt für ihre gewaltlosen Bemühungen um Frieden und ihren Kampf für die Rechte der Frauen.
- Leymah Roberta Gbowee (1972 Liberia/Ghana) Sie spielte eine führende Rolle bei der Mobilisierung von Liberianerinnen gegen den Bürgerkrieg und für die nationale Versöhnung. Sie kümmerte sich um Frauen und Mädchen, die während des Krieges vergewaltigt wurden. Sie erhielt den Friedensnobelpreis: “für ihren gewaltlosen Kampf für die Sicherheit von Frauen und für die Rechte von Frauen, sich uneingeschränkt an der Arbeit zur Friedenskonsolidierung zu beteiligen.”
C. Frauen in der Diaspora, die die Geschichte Afrikas geprägt haben.
In der Diaspora möchten wir die Pionierinnen, insbesondere aus unserem Mitgliedsstaat Deutschland, vorstellen.
- Fasia Jansen, (1929-1997 Deutschland /Liberia) Liedermacherin und Friedensaktivistin inDeutschland, die als Stimme der Friedensbewegung der 1980er Jahre in Deutschland galt. Sie sagte selbst
„Meine Lieder waren und sind für mich ein Mittel, mich am Leben zu halten und meine Würde als Frau, als Schwarze Frau zu behaupten“
Für ihr Engagement verlieh ihre deutsche Regierung ihr das deutsche Bundesverdienstkreuz.
- May Ayim (1961-1996 (Deutschland /Ghana) Deutsche Dichterin und afro- feministische Aktivistin. Ihr verdanken wir den Begriff “Afro-Deutsch”. Sie ist eine Pionierin der afrodeutschen Bewegung und desKampfes gegen Rassismus. In Berlin wurde 2010 eine Straße nach ihr umbenannt May Ayim Ufer
2. Marie Nejar (20.März1930 Deutschland/Ghana Martinique)
Afro-deutsche Schlagersängerin, Schauspielerin und Krankenschwester. Während des Dritten Reichs ließ Propagandaminister Goebbels sie von der Schule nehmen, um in den rassistischen Propagandafilmen, diedie Nazis propagierten, mitzuspielen. Ihre Biografie ist eines der wenigen Dokumente einer Augenzeugin aus dieser Zeit. Sie lebt noch immer in Hamburg. 2015 war sie mein Gast bei der ersten Black History Weeks an der Seite von Gert Schramm und Michael Theodor, ebenfalls Zeitzeugen des Dritten Reiches.
Heute kämpft die neue Generation afrikanischer Frauen für eine gleichberechtigte Teilhabe an der politischen Macht, für einen besseren Zugang zu wirtschaftlichen Möglichkeiten und für die Gleichstellung der Geschlechter, um einen Mentalitätswandel herbeizuführen und die kommenden Generationen positiv zu beeinflussen. Darüber hinaus besetzen immer mehr Frauen hochrangige Positionen in den Unternehmen ihrer Länder, auch wenn sie immer noch mit zahlreichen Ungleichheiten zu kämpfen haben. Die historische Rolle, die afrikanische Frauen spielen, zeugt von ihrer Fähigkeit, Veränderungen auf dem Kontinent zuerreichen und voranzutreiben. Daher bin ich davon überzeugt, dass die Entwicklung des afrikanischen Kontinents über die Stärkung der afrikanischen Frauen erfolgen muss.
Auf kontinentaler Ebene hat die Afrikanische Union (AU) ein Protokoll verabschiedet, das die Rechte derFrau innerhalb ihrer Afrikanischen Charta der Menschenrechte und Rechte der Völker bekräftigt. Dieses Protokoll beschreibt die Rechte der Frau auf Gleichheit und Nichtdiskriminierung in verschiedenenBereichen. Es wurde von vielen afrikanischen Ländern ratifiziert und kann in Gerichtsverfahrenherangezogen werden.
Auf nationaler Ebene bewegen sich viele Länder in Richtung eines besseren Schutzes von Frauen. In den letzten 20 Jahren wurden Gesetze zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, insbesondere von sexueller Gewalt und weiblicher Genitalverstümmelung, verabschiedet.
In einigen Ländern hat die Präsenz von Frauen im Parlament bei der Verabschiedung von Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter einen Unterschied gemacht. Beispielsweise sind Namibia, Südafrika und Senegal (wo die Frauen mehr als 43% der Abgeordneten stellen) sogar auf den vorderen Plätzen der Weltrangliste zu finden. Seit nunmehr 20 Jahren hält Ruanda den Weltrekord für die größte Vertretung von Frauen in einem nationalen Parlament mit über 62% Frauen in der nationalen Versammlung.
Es ist zwingend notwendig, dass Frauen auf politischer Ebene vertreten sind, da sie ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten einbringen, die sich von denen der Männer unterscheiden. Allerdings sind dieWidersprüche auf dem Kontinent groß und die Fortschritte bleiben ungleichmäßig. In der Tat gibt es nach wie vor Widerstände. Wie überall bestehen auch hier die geschlechtsspezifischen Ungleichheiten fort.
Leider sind viele afrikanische Frauen immer noch Opfer von Gewalt und Diskriminierung. Viele von ihnen haben keinen Zugang zu menschenwürdigen Arbeitsplätzen sowie zu Bildung und Gesundheitsversorgung.
Der Mangel an Ressourcen, die Diskrepanz zwischen der Festlegung von Standards und ihrer tatsächlichen Umsetzung, sozioökonomische und kulturelle Zwänge, sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt, schädliche kulturelle Praktiken wie weibliche Genitalverstümmelung, HIV/AIDS etc… sind Hindernisse, die die afrikanische Frau weiterhin an der vollen Entfaltung ihrer Rechte hindern. All dies zeigt, dass es nach wie vor Herausforderungen bei der Verwirklichung der Rechte der afrikanischen Frau gibt. Deshalb ist es unsere Aufgabe, die Machtstrukturen anzugehen, alle Formen der Ausgrenzung und Marginalisierung afrikanischerFrauen zu dekonstruieren, Ungerechtigkeiten mutig anzuprangern und strukturelle Hindernisse zu entlarven, die Ungleichheiten aufrechterhalten.
Bildung muss als Hebel genutzt werden, um aus der Armut herauszukommen. Dafür brauchen wir eine Entwicklungspolitik, die den Beitrag von Frauen zum Wirtschaftsgeschehen fördert. Obwohl sie nur einen geringeren Anteil der wirtschaftlich aktiven Bevölkerung ausmachen, wird ihr Beitrag allzu oft ignoriert, zumal sie vor allem in der Landwirtschaft und im informellen Sektor tätig sind.
Es ist noch ein langer Weg, bis afrikanische Frauen und Mädchen die volle Achtung ihrer Grundrechte erhalten. Deshalb brauchen wir eine transformative weibliche Führungsrolle, mit der die beispiellosen Herausforderungen auf dem afrikanischen Kontinent bewältigt werden können. Wir werden diese Transformation nur erreichen, wenn wir unsere Art der Entscheidungsfindung und Politikgestaltung durch die Einbeziehung und Beteiligung afrikanischer Frauen verändern. Dieser Kampf darf jedoch nicht allein den Frauen vorbehalten sein. Auch Männer haben eine wichtige Rolle zu spielen. Nehmen wir zum Beispiel Dr. Denis Mukwege, der für seinen Einsatz gegen Vergewaltigung als Kriegs- und Terrorwaffe den Friedensnobelpreis erhalten hat.
Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um das Wohlergehen der Frauen auf dem Kontinent voranzutreiben.
Als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter (FEMM) im Europäischen Parlament arbeite ich daran, politische Instrumente und Haltungen zu fördern und einzufordern, die darauf abzielen, die Gleichstellung der Geschlechter auf vielen Ebenen herzustellen.
Zu meinen Parlamentarischen Schwerpunkten gehören Gewalt gegen Frauen, sexuelle und reproduktive Rechte, weibliche Genitalverstümmelung oder Früh- und Zwangsheirat, die, wie Sie wissen, besonders afrikanische Frauen und Mädchen betreffen und Formen sexistischer Gewalt sowie schwere Verletzungen der Rechte von Frauen und Kindern in Afrika und im Rest der Welt darstellen.Aufgrund meines jahrzehntelangen Engagements in diesem Bereich wählte mich meine Partei, die Grünen/EFA, imvergangenen Jahr als Berichterstatterin für den Bericht über Reproduktive und sexuelle Gesundheit und Rechte in der EU im Rahmen der Gesundheit aus.
In diesem Bericht, zu dem ich in meiner Funktion als stellvertretende Vorsitzende des Entwicklungsausschusses auch eine Stellungnahme verfasst habe, fordere ich die Europäische Union auf, die Aufnahme umfassender Programme zu sexueller und reproduktiver Gesundheit und Rechten in die nationalen Strategien und Politiken der Entwicklungsländer zu erleichtern, um die Menschenrechte aller afrikanischen Frauen und Mädchen zu gewährleisten.
In diesem Jahr habe ich als Berichterstatterin meiner Partei für die Resolution zur Unterstützung von Frauen und Mädchen, die Opfer des Krieges in der Ukraine geworden sind, die EU aufgefordert, sich mit den zahlreichen Fällen von Frauenhandel, geschlechtsspezifischer Gewalt und anderen Formen der Diskriminierung zu befassen, denen schwarze und afrikanische Frauen und Mädchen ausgesetzt sind, die versucht haben, aus der Ukraine zu fliehen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Fest und bedanke mich ganz herzlich bei unserer unermüdlichen Schwester, Marianne Ballé Moudoumbou, die seit über 10 Jahren jedes Jahr diese Veranstaltung in Deutschland organisiert.Möge es ein schönes Fest werden! Danke für die Aufmerksamkeit